Kinderarzt Ein Kinderarzt ist fachsprachlich in der Pädiatrie (Kinderheilkunde) tätig. Diese befasst sich mit dem kindlichen Organismus, seiner Entwicklung, möglichen Erkrankungen und ihrer Behandlung und Vorbeugung. Der Begriff der Pädiatrie wurde 1880 durch den englischen Arzt William Osler eingeführt, der dafür die altgriechische Wortschöpfung παιδιατρική τέχνη = „kinderärztliche Kunst“ verwendete.
Der moderne Kinderarzt ist ein Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, die ihrerseits alle medizinischen Teilgebiete umfasst, jedoch speziell nur mit den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen befasst ist. Die Prävention hat in diesem Fachbereich einen sehr hohen Stellenwert, denn man möchte, dass die Jüngsten von vornherein gesund aufwachsen. Dennoch gibt es auch einige typische Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen. Dazu gehören Blut- und Krebserkrankungen, welche die Kinderhämatologie und -onkologie behandelt, des Weiteren angeborene und erworbene Herzfehler (ein Fall für die Kinderkardiologie) sowie Erkrankungen und Störungen des kindlichen Nervensystems. Hiermit beschäftigt sich die Neuropädiatrie. Die Neonatologie ist die Versorgung von Frühgeborenen.
Viele der Fachgebiete, auf denen Kinderärzte tätig sind, verlangen spezielle Zusatzqualifikationen. Dazu gehören die Endokrinologie und Diabetologie für Kinder (Erkrankungen des Hormonsystems, Diabetes), die Gastroenterologie (Verdauungssystem), die Nephrologie (Nieren), die Pneumologie (Lunge, vor allem Asthma bronchiale), die Rheumatologie (Stütz- und Bewegungssystem) und die Orthopädie (Bewegungsapparat). Bei all den genannten Fachrichtungen geht es in diesem Fall um die Behandlung von kindlichen Störungen und Erkrankungen. Die Sozialpädiatrie hat eine eigenständige Bedeutung, weil es hierbei um die umfassende Betreuung von entwicklungsgestörten Kindern geht. Die fachliche Voraussetzung hierfür ist in der Regel eine neuropädiatrische Weiterbildung. Der Fachbereich kooperiert mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese ist wiederum ein eigenständiges Fachgebiet. Des Weiteren ist die Humangenetik an die Kindermedizin eng angekoppelt, weil sie mit ihrer Forschung wesentliche Beiträge für die Diagnostik von Erbkrankheiten liefert. Die Kinderchirurgie und die Kinderpsychiatrie sind eigenständige Fachgebiete. Grundsätzlich operieren Kinderärzte nicht, hierfür ist der Kinderchirurg zuständig.
Wer Kinderarzt werden möchte, absolviert in Deutschland nach dem Studium der Humanmedizin eine mindestens fünfjährige Weiterbildung. Davon entfallen maximal sechs Monate auf die Basisweiterbildung oder wahlweise zwölf Monate auf die Weiterbildung als Kinder- und Jugendpsychiater. Die restliche Weiterbildungszeit absolvieren angehende Kinderärztinnen und -ärzte bei einem Fachkollegen, der zur Weiterbildung ermächtigt ist. Die Ausbildungsinhalte legen die Ärztekammern fest. Die Weiterbildung schließt mit einer mündlichen Prüfung vor der Landesärztekammer ab. Die lange Ausbildungszeit führt dazu, dass fertig ausgebildete Kinderärzte und -ärztinnen oft mindestens 40 Jahre alt sind. Sie haben meistens vor schon als Allgemeinmediziner praktiziert. Der Anteil von Ärztinnen überwiegt deutlich, er macht rund 85 % aller deutschen Kinder- und Jugendärzte aus. Das ist in diesem Bereich (ähnlich wie bei Lehrerinnen in der Grundschule und Erzieherinnen) durchaus von Vorteil. KinderärztInnen benötigen noch mehr als Ärzte für erwachsene Patienten ein sehr hohes Einfühlungsvermögen.
In der täglichen Praxis fallen für Kinderärzte neben der Behandlung ihrer kleinen Patienten weitere Tätigkeiten wie die Organisation und Verwaltung ihrer Praxis oder Krankenhausabteilung an. Die ärztlichen Aufgaben entsprechen im Prinzip denen aller Ärzte: Es gehören die Behandlung von Wunden, Erkältungen oder Bauchschmerzen ebenso wie das Röntgen oder Abhören der Lunge dazu. Allerdings sind Diagnosen oftmals schwieriger, weil Kinder nicht so exakt wie Erwachsene ihre Beschwerden beschreiben können. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum Vorschulalter sind Anamnesen per Befragung prinzipiell ausgeschlossen oder kaum durchführbar (je nach Alter des Kindes).
Ein wichtiger Teil der Pädiatrie ist wie oben beschrieben die Vorsorge und die Überprüfung der Entwicklung eines Kindes. Auch die Impfberatung gehört dazu. Der Austausch mit den Eltern fällt naturgemäß sehr intensiv aus.