Heilpraktiker
Heilpraktiker sind praktizierende Heiler, die nicht als Arzt bzw. Psychologischer Psychotherapeut approbiert (zugelassen) sind. In Deutschland bestimmt diesen Status der § 1 des Heilpraktikergesetzes, das 1939 in Kraft trat. Die Berufsausübung muss in Deutschland staatlich genehmigt werden. In anderen Staaten gelten vergleichbare Regelungen.
Heilpraktiker üben die allgemeine Heilkunde aus. Im Gegensatz zu Ärzten und Psychotherapeuten müssen sie keine Ausbildung nachweisen, jedoch achten die vielen Heilpraktikerverbände auf eine Ausbildung, bevor sie einen praktizierenden Heilpraktiker in ihre Reihen aufnehmen. Zudem regelt der Gesetzgeber die Befugnisse von Heilpraktikern und schränkt sie gegenüber denen von Ärzten und Psychotherapeuten ein. Heilpraktiker können daher keine Medikamente verschreiben, keine Geburtshilfe leisten und auch bestimmte Infektionskrankheiten nicht behandeln. Wenn ein Heilpraktiker psychotherapeutisch tätig wird, darf er den Patienten nicht ins Krankenhaus einweisen, keine Krankenbeförderung verordnen sowie keine Soziatherapien oder Reha-Maßnahmen verschreiben.
Die Krankenkassen akzeptieren allerdings zunehmend die Arbeit der Heilpraktiker und anerkennen sie, indem beispielsweise private Kassen viele Leistungen von Heilpraktikern bereits erstatten. Die gesetzlichen Kassen sind leider noch nicht so weit, doch das könnte sich ändern. Mit einem ähnlichen Problem kämpften lange die Psychotherapeuten, bis sich die gesetzlichen Kassen seit den frühen 2000er-Jahren entschlossen, nach und nach einige psychotherapeutische Verfahren als wissenschaftlich begründet anzuerkennen (gegenwärtig – 2020 – sind es vier). Auf eine ähnliche Entwicklung hoffen die Heilpraktiker mit einigem Recht, denn die privaten Kassen sind hierbei längst vorgeprescht. Diese sind nicht dafür bekannt, Geld zu verschenken. Wenn sie also einige Heilpraktikerbehandlungen übernehmen, gehen sie wohl davon aus, dass diese auch wirken.
In Deutschland praktizieren im Jahr 2020 etwas weniger als 50.000 Heilpraktiker, die in verschiedenen Verbänden organisiert sind. Diese bieten auch Fortbildungsveranstaltungen über eigene Schulen an. Diese Organisation und die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sorgen für ein hohes Niveau in dem Beruf. Eine Regelausbildung ist nicht vorgeschrieben, um die staatliche Erlaubnis für die Berufsausübung zu erhalten, doch es gibt eine staatlich vorgeschriebene und geregelte Überprüfung. Diese führt für einen Heilpraktiker sein zuständiges Gesundheitsamt durch. Der Fragenkatalog ist bundesweit einheitlich gestaltet. Es gibt eine schriftliche und eine mündliche Prüfung. Wie sich ein angehender Heilpraktiker darauf vorbereitet, ist ihm selbst überlassen, doch die Schulungsangebote der Verbände oder freier Anbieter werden sehr empfohlen. Erst mit der erteilten Erlaubnis darf ein Heilpraktiker praktizieren (§ 1 Abs. 1 HeilprG). Es gibt noch weitere Voraussetzungen wie ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Gesundheitszeugnis, ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Hauptschulabschluss.
Aus den Fragen der Heilpraktikerüberprüfung geht hervor, welche Kenntnisse die Angehörigen des Berufes für ihre Zulassung erwerben müssen. Dazu gehören Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, allgemeine Krankheitslehre sowie Wissen zu Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen, Psychopathologie, akuten Notfällen und lebensbedrohlichen Zuständen sowie Befunderhebung wie Differentialdiagnose, Inspektion, Auskultation, Palpation, Perkussion und Funktionsprüfungen von Organen und Körpersystemen. Auch Blut müssen Heilpraktiker abnehmen können. Sie müssen in der Lage sein, grundlegende Laborwerte zu deuten, müssen die gesetzlichen Grundlagen ihrer Berufsausübung genauestens kennen sowie Injektions- und Punktionstechniken beherrschen. Nicht zuletzt erwartet man von ihnen eine ausgezeichnete Praxishygiene und ausreichendes Wissen zur Desinfektion und Sterilisation.
Heilpraktiker arbeiten mit verschiedensten Verfahren, auf die sie sich teilweise auch spezialisieren. Dazu gehören unter anderem die Akupunktur, die Homöopathie, die Chiropraxis und die Osteopathie. Es gibt noch viele weitere wirksame Verfahren. Deren Effizienz fällt unterschiedlich hoch aus, doch der Zuspruch der Bevölkerung zur Alternativmedizin ist ungebrochen. Der Beruf ist daher anspruchsvoll und sehr erfüllend.